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Baugemeinschaft Mesterkamp schafft bezahlbaren Wohnraum

05. März 2024 Tilo Schmidtsdorff

Wir haben etwas erreicht, was seit 10-20 Jahren keiner Baugemeinschaft in Hamburg-Nord mehr gelungen ist: Wir realisieren unser Wohnungsbauprojekt in kleingenossenschaftlichem Eigentum. Unsere selbst gegründete Kleingenossenschaft heißt Baugenossenschaft Mesterkamp eG. Sie ist unsere eigene Vermietungsgesellschaft, die wir ehrenamtlich selbst verwalten.

Wir – rund 50 Kinder und 60 Erwachsene – bauen seit Sommer 2023 auf dem ehemaligen Busbetriebshof Mesterkamp zwei Häuser für 38 Haushalte und schaffen 100% sozialen Wohnungsbau. Vier unserer Wohnungen sind für vordringlich wohnungssuchende Menschen reserviert, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind.

Unsere Baugemeinschaft steht unter dem Motto „autofrei, nachhaltig, generationsübergreifend”. Dies setzen wir wie folgt um:

  • Wir haben uns entschieden, ohne eigene Autos zu leben. Es ist Bestandteil unserer Satzung und wir haben uns gegenüber der Stadt Hamburg hierzu verpflichtet.
  • Einen Großteil unseres Stroms erzeugen wir mit der PV-Anlage auf den Dächern unserer Häuser im Mieterstrommodell.
  • Wir betreiben eine Food-Sharing-Kooperative in dafür vorgesehenen Räumlichkeiten. Auf diesem Wege reduzieren wir unser Müllaufkommen und sorgen gemeinschaftlich für gesunde und gleichzeitig kostengünstige Ernährung.
  • Unsere Häuser werden in modularer Hybridbauweise aus Stahl, Holz und so wenig Beton wie möglich hergestellt. Klebstoffe und Verbundmaterialien sind in unseren Häusern fast nicht zu finden.

In der Entstehungsphase haben wir in Zusammenarbeit mit unserer kaufmännischen Baubetreuung der Lawaetz-Stiftung festgestellt, dass das modulare Bauverfahren das kostengünstigste Verfahren sein würde. Durch dieses Bauverfahren ließ sich das Projekt überhaupt erst wirtschaftlich darstellen. Die Wahl fiel auf die für modulares Bauen spezialisierte Baufirma Solid.Modulbau GmbH aus Ahaus im Münsterland.

Mesterkamp Baufeld 9 - Vorher Nachher - Foto von Jascha Platzen
Mesterkamp Baufeld 9 – Vorher Nachher – Foto von Jascha Platzen

Der Clou am modularen Bauen ist neben der Nachhaltigkeit die kurze Bauzeit auf der Baustelle. Möglich ist dies durch den hohen Vorfertigungsgrad der Module im Werk. Ein Modul ist ein etwa containergroßes Element eines Stockwerks. Es ist viel mehr als nur Rohbau: Ganze Bäder mitsamt Toilette und Badewanne sind installiert, technische Gebäudeausstattungen wie Übergabestationen oder Elektrokästen montiert, Leitungen und Fliesen größtenteils verlegt. Es hat ganze 12 Arbeitstage im Januar 2024 gedauert, bis die 5 Stockwerke von Haus B vollständig montiert waren. Beide Häuser bestehen aus insgesamt rund 180 Modulen.

Unsere Baugenossenschaft schafft etwas, was vor einigen Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte. Das Projekt stand mehrmals fast vor dem Aus, aber wir haben es geschafft, die Hürden unserer Zeit zu meistern. Der Stadtteilrat Barmbek-Süd hat einen beträchtlichen Anteil an der Existenz des Projekts: Er war das wärmende Nest, in dem die Idee zu diesem Projekt entstand und heran wuchs. Warum? Weil der Stadtteilrat es Interessierten ermöglicht, niedrigschwellig lokale Zusammenhänge sowie Verwaltung und Politik im Austausch mit den Menschen vor Ort zu verstehen. Kurzum: Der Stadtteilrat ermöglicht es sich als Bürger*in ohne Parteizugehörigkeit in demokratische Prozesse einzubringen. Nur mit dem Wissen über diese Strukturen konnte dieses Projekt zum Erfolg geführt werden.

Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben: Ob alles wirklich so gut läuft, wie wir es uns wünschen, wissen wir erst in ein paar Jahren. Jetzt freuen wir uns aber erstmal auf den Bezug unserer Häuser in diesem Sommer. Hoffentlich. Zwinker-Smiley.

Weitere Infos: www.mesterkamp.hamburg

Text: Annika & Tilo Schmidtsdorff
Foto: Jascha Platzen/ www.contentcreative.de

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