Veloroute 6 – von-Essen-Straße: Wie lange müssen wir noch demonstrieren?
23. Februar 2019 Frank LundbeckDer Stadtteilrat sieht trotz langjähriger Bemühungen keine Bereitschaft der Verkehrsbehörde, den rechtswidrigen Schleichverkehr zwischen der Eilbeker Seite des Kanals und der Seite von Barmbek-Süd zu verhindern. Es bestehe kein öffentliches Interesse, bauliche oder verkehrstechnische Änderungen vorzunehmen, schrieb Verkehrsstaatsrat Rieckhof an den Stadtteilrat Barmbek- Süd. Das sehen wir anders. Will die Stadt wirklich die Augen gegenüber dem offensichtlichen Vollzugsdefizit verschließen und erst eine oder mehrere Unfälle abwarten?
Viele AutofahrerInnen nutzen die von-Essen-Str. zwischen Dehnhaide und Eilbektal als bequeme, ampellose Strecke und scheren sich häufig weder um Tempo 30 noch um die Vorfahrtregel in Tempo-30-Zonen. Das Verkehrsschild „Fahrradstraße – Anlieger frei“, bedeutet ein absolutes Durchfahrtsverbot. Nach Zählungen verstoßen bis zu 300 Autofahrer pro Stunde und insgesamt 3.800 pro Tag gegen diese bußgeldbewehrte Vorschrift und begehen damit eine Ordnungswidrigkeit.
Glücklicherweise hat es fast keine Unfälle auf dieser Strecke gegeben. Aber wo die Risiken legen, zeigt ein kürzlicher Unfall weiter oben an der von-Essen-Str.: Dort soll nach dem vorläufigen Polizeibericht eine Taxe einem Autofahrer an der Einmündung Wohldorfer Str. die Vorfahrt genommen und wenige Meter weiter ein Kind zwischen Bürgersteig und Überquerungshilfe angefahren haben. Es würde ganz sicher mehr Unfälle geben, wenn nicht die Verkehrsteilnehmer aus dem Gebiet die Verletzung der Verkehrsvorschriften einkalkulierten. Der aufgestaute Ärger und die Enttäuschung, dass von Seiten der Polizei nur gelegentliche Ermahnungen zu erwarten sind, haben den Stadtteilrat veranlasst, eine Öffentliche Versammlung im Kreuzungsbereich Ufer- und Lortzingstraße durchzuführen. Zusammen mit dem ADFC wurden am 13. September Hinweisplakate aufgestellt und die durchfahrenden Autos durch einen Flyer über die Rechtslage informiert; dabei entspannen sich häufig Diskussionen, die eine ganze Reihe von Autofahrern zum Umkehren veranlassten. Andere drängelten sich an den haltenden Autos vorbei. Wieder andere bogen auf Höhe Gluckstraße ab. Denn die Veloroute wurde in der Zeit von vielen TeilnehmerInnen der Demonstration mit dem Fahrrad benutzt, was das Durchfahren für die wartepflichtigen Autos deutlich erschwerte.
Der Stadtteilrat hat ausschließlich auf zehn Plakaten am Versammlungsort zu einer Diskussion zum Thema eingeladen. Immerhin 20 Anwohnerinnen sind der Einladung gefolgt und haben mit VertreterInnen des Stadtteilrats intensiv diskutiert. Insgesamt wurde die Haltung des Stadtteilrates unterstützt. Das war auch bei einer weiteren Diskussion in der Sitzung des Stadtteilrates am 10.10. so. Dort schilderte ein direkter Anwohner, dass es bei Glätte im Kurvenbereich wiederholt zu Stürzen gekommen sei, teilweise sogar zum Einsatz von Rettungsfahrzeugen. Daran entzündete sich eine Diskussion über das Streuen von Fahrradstraßen im Winterdienst. Ein Vertreter des Stadtteilrats hat das Thema im Regionalausschuss angesprochen und um Abhilfe und Information gebeten. Zugleich hat er den Ausschuss, der unseren Bemühungen um eine Lösung der Verkehrsproblematik positiv gegenüber steht, über die Aktion von Stadtteilrat und ADFC informiert.
Bei allen drei Terminen waren die Probleme zwischen schnell fahrenden RadfahrerInnen und FußgängerInnen Thema. Dabei ist zu beachten, dass Fahrradstraßen schnelle Verbindungen mit entsprechendem Tempo sein sollen. Die Fahrradverbindung zwischen SFriedrichsberg und Lerchenkamp wird durch die vorfahrtsberechtigten Friedrichsberger-, Wagner- und Richardstraße unterbrochen, weil die sogenannte „Fahrradstadt Hamburg“ den Anspruch an die Vorfahrtsberechtigung von Fahrradstraßen schlicht ignoriert.
Schnelle Fahrt geht nicht an allen Stellen, wie im Kurvenbereich der von- Essen-Str; dort wie an anderen Stellen müssen alle VerkehrsteilnehmerInnen aufeinander Rücksicht nehmen. RadfahrerInnen müssen im engen, schlecht einsehbaren Kurvenbereich vorsichtig fahren; FußgängerInnen sollten nicht gerade dort die Fahrradstraße überqueren, sondern eine Stelle mit guter Sicht wählen. Und es wäre viel gewonnen, wenn die AutofahrerInnen sich an das Durchfahrtsverbot hielten, ausgenommen natürlich die wenigen Anlieger von Ufer-, Lortzing- und dem kurzen Teil der von-Essen-Straße.