Zusammen in Barmbek-Süd – Barrieren überwinden
01. Juli 2017 Frank LundbeckEin tolles Programm haben die neun Einrichtungen aus Barmbek-Süd – darunter der Blinden- und Sehbehinderten-Verein und der Bund der Schwerhörigen – zum Thema zusammengestellt; Die Themenwoche zwischen dem 21.6. und dem 2.7. unter der Schirmherrschaft von Isabella Vértes-Schütter – Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters und Bürgerschaftsabgeordnete – bot einen bunten Strauß von Themen. Die Eröffnung begann mit den blinden MusikerInnen von „The living Music Box“, die das Publikum mit ihrer Musik begeisterten, den Grußworten der Ehrengäste und dem blinden Kabarettisten Robbie Sandberg mit seinem Programm „Was Sie schon immer über Sehende wissen wollten“; seine Worte wurden von zwei Gebärden-Sprach-Dolmetscherinnen und zwei Schrift-Dolmetscherinnen übertragen.
Der Senioren-Tag war als Treffen für ältere Menschen gedacht. An einem HVV-Bus konnte das Ein- und Aussteigen mit einem Rollator geübt werden; ebenso konnte man an einer Blinden-Ampel üben. Und es gab Tipps für technische Hilfen für Menschen mit Einschränkungen. – Am Kindertag konnten die Kinder und ihre Eltern oder Erzieher die „Kleine Raupe Nimmersatt“ in Gebärden-Sprache lernen. Nachmittags gab es das Stück „Gans anders“ mit Puppen und Musik von der Theatergruppe „Meine Damen und Herren“; in der Gruppe spielen Menschen mit und ohne Behinderung. – Am Sonntag las die Ärztin Beate Winkler aus ihrem ersten Buch „Viersamkeit“; eine spannende Liebesgeschichte mit vier Menschen und ihren Einschränkungen.
Am Montag folgte eine intensive Diskussion über Inklusion. Inklusion heißt: Alle Menschen sollen überall dabei sein können. Dafür brauchen Menschen Hilfe. Eine wichtige Voraussetzung ist Barrierefreiheit. Barrierefreiheit bezieht sich nicht nur auf abgesenkte Bordsteine; sondern auch auf Hilfe wie Sprach- und Schrift-Dolmetscher, Hinweise in Blindenschrift, einfache Sprache in Formularen. Wie sieht es damit in Hamburg aus? Fünf Menschen auf dem Podium stellten ihre Erfahrungen und Vorstellungen vor; sie diskutierten mit dem Publikum, das Kritik, Vorschläge und eigene Erfahrungen einbrachte.
Am Dienstag wurde der bewegende Film „24 Wochen“ mit Julia Jentsch und Bjarne Mädel gezeigt; es geht um ein Paar, bei dem die Frau ein behindertes Kind erwartet. Wollen sie das Kind? Die Diskussion war ernsthaft und ehrlich. U.a. ging es um pränatale Diagnostik mit ihren Vor- und Nachteilen und Spätabbrüchen einer Schwangerschaft. Ein tolles Podium und ebensolche DiskutantInnen. Für mich ein Highlight.
Ähnliches zeigte sich bei der Lesung des selbst behinderten Dozenten und Publizisten Udo Sierck, der am Donnerstag aus seinem neuen Buch vorlas. Sein Statement am Vormittag im Social.net(t)-Treffen zeigte ihn als streitbaren und diskussionsfreudigen Kämpfer für die Rechte von Menschen mit Behinderung, die immer wieder für ein selbstbestimmtes Leben kämpfen müssen.
Vielleicht ist ja die eine oder andere Barriere in unseren Köpfen.gefallen…